Fiete Frahm

Fiete Frahm - der schräge Collagen-Künstler

Fiete Frahm, geboren 1918, war ein Künstler, bei dem man schon nach fünf Minuten merkt: Das hier wird keine lineare Geschichte. Und genau das passt zu ihm, denn Frahm war ein Meister der Collage – der Kunst, aus kleinen Fragmenten etwas Neues, Skurriles und oft auch Provokantes zu schaffen. Sein Werk bewegte sich zwischen Fundstücken, Fotos, Bildern und Alltagsobjekten, die er zu Collagen verband, die manchmal frivol, manchmal politisch, oft aber einfach nur augenzwinkernd komisch waren.

Verortet in St. Pauli, dem Hamburger Stadtteil, der sich eher für „Warum eigentlich nicht?“ als für „Ist das erlaubt?“ interessiert, passte Frahm perfekt ins Bild. Hier fand er Material, Inspiration und das passende Publikum für seine Werke, die Ironie und norddeutsche Trockenheit ebenso miteinander verbanden wie Glamour und Gammel. Typisch für Frahm: Dinge durften schief kleben, Bedeutungen kippen, und Humor war ausdrücklich erlaubt. Es wirkt, als hätte jemand das kollektive Unterbewusstsein einmal kräftig geschüttelt und neu arrangiert – nur eben auf Papier.

Ein Großteil seiner Arbeiten waren im alten und sind im neuen Erotic Art Museum in der Bernhard‑Nocht‑Straße zu sehen, einem Ort, der wie geschaffen war für seine eigenwilligen Collagen. Neben erotischen Motiven griff er auch gesellschaftliche Themen auf: Seine Werke kommentierten etwa das Kondom‑Verbot der katholischen Kirche oder reagierten auf den Abriss des legendären Star‑Clubs. Dabei blieb er stets charmant, ironisch und oft leise provokant.

Frahms Leben und Werk wurden von Christine Frahm in dem Buch „Fiete Frahm – Hamburgs Kiezkünstler. Mein Vater. Seine Kunst. Sein Leben.“ dokumentiert, das einen Einblick in die 96 Jahre seines ungewöhnlichen Lebens gibt. Frahm war nicht nur Künstler, sondern ein Kiezoriginal, das die Menschen in St. Pauli und darüber hinaus gleichermaßen faszinierte.

Am Ende zeigt Fiete Frahm, dass Zerschneiden auch eine Form des Zusammenfügens sein kann. Und dass man mit Schere, Kleber und einer gehörigen Portion Humor manchmal mehr über die Welt sagen kann als mit tausend wohlformulierten Sätzen. Seine Collagen sind ein visuelles Spiegelbild von St. Pauli selbst: chaotisch, bunt, schräg, frech – und immer überraschend.